Die Arche Tecklenburg ist 35 Jahre alt. Am 15. März 1986 wurde sie gegründet. Das wäre ein Anlass für ein großes Fest, doch zu Corona-Zeiten geht das eben nicht. Also lud die Arche Tecklenburg zu einem Gebetsabend ein.
Rund 55 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich eingeloggt, aus der näheren und weiteren Umgebung der Arche, aber auch aus Süddeutschland, Tirol und sogar aus der Partnergemeinschaft, der Arche Simbabwe. Gertrud Nicola, die Gemeinschaftsleiterin, begrüßte alle zur Feier des 35-jährigen Jubiläums. „Mittlerweile sind wir wohl richtig erwachsen“, stellte sie humorvoll zu Beginn fest. Mit einer so großen Resonanz auf die Einladung zum Online-Jubiläumsgebet hätten sie nicht gerechnet, das habe sie sehr gefreut. Und das sei ja mal ein positiver Effekt der Pandemie, unter der die Arche sonst doch auch sehr leidet. Manche derer, die am Bildschirm dabei waren, wären wegen der langen Anreise vermutlich nicht zu einem Fest nach Tecklenburg gekommen.
Augenzeugen der Gründungsgeschichte der Arche Tecklenburg
Zu den vergangenen 35 Jahren befragte der Arche-Assistent Johann Beihofer zwei, die (fast) von Anfang dabei waren: Hans-Martin Lagemann gehörte zur Gründungsgruppe der Arche. Antje Zeitz kam als eine der ersten Bewohnerinnen ein Jahr nach der Gründung hinzu. Der Startimpuls für die Arche Tecklenburg war ein Katimavic, zu dem eine Gruppe von Arche-Freunde/-innen nach Ledde bei Tecklenburg eingeladen hatte. Dort leitete Hans-Martin Lagemann die Ledder Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Auch Jean Vanier war gekommen. Hans-Martin berichtete, wie er Jean Vanier fragte, was denn zu tun sei, um auch in Deutschland eine Arche zu gründen. Erwartet hätte er als Antwort, dass ein gutes Konzept entwickelt würde oder Ähnliches. Doch Jean Vanier sagte, dass vor allem das Gebet wichtig sei. Die nächsten fünf Jahre traf sich darum wöchentlich ein Gebetskreis, um für die Arche-Gründung zu beten. Schließlich fand sich ein geeignetes Haus, die alte Villa in der Apfelallee, und die Arche konnte starten.
Antje erzählte von den vielen Menschen, die sie im Laufe ihrer bisher 34 Jahre in der Arche kennengelernt hatte. Da sie Bilder aller Assistentinnen und Assistenten nach deren Ausscheiden sammelt und in die Arche-Chronik einklebt, hat sie einen guten Überblick. 135 Assistent/-innen waren es bisher insgesamt, die in der Arche Tecklenburg tätig waren. Sechs Gemeinschaftsleiterinnen hat sie in 34 Jahren erlebt, von der ersten, Ulrike Dürrbeck, bis zur jetzigen, Gertrud Nicola. Auch an die Bewohner/-innen, die in der Zwischenzeit verstorben sind, wurde erinnert: Conny, Willi, Erika, Irene, Brigitte.
Dankbar für all das Gute, das von der Arche Tecklenburg ausging
Wofür bin ich der Arche Tecklenburg dankbar? – Mit der Einladung zu diesem Abend war die Bitte verbunden, dies vorab mitzuteilen. 35 Arche-Freund/-innen haben das getan, und alle Dankworte wurden am Gebetsabend vorgelesen. Das war eine eindrucksvolle Dankes-Litanei: Dank für tolle und bereichernde Begegnungen, Dank für die schönen Spaziergänge und die Arche-Wanderungen, Dank für das Angenommen-Sein mit allen Ecken und Kanten, Dank für den hier gelebten Glauben, Dank für vielen jungen Assistentinnen und Assistenten, die Lebendigkeit, Lachen und gute Ideen in die Arche brachten, Dank für die Weite und Tiefe, die in der Arche spürbar sind, Dank für das Zuhause für unsere Bewohnerinnen und Bewohner, Dank für beste Freundinnen und Freunde.
In der Zwischenzeit hatten zwei Arche-Bewohnerinnen 35 Kerzen an der Gebetswand im Gemeinschaftsraum der Arche angezündet, die jetzt auch auf dem Bildschirm zu sehen waren. Mit dem Arche-Gebet, einem Vaterunser und einem Segen für alle endete der Abend. Und mit dem Lied „Gut, dass wir einander haben“. Ja, das ist wirklich sehr gut, dass wir seit 35 Jahren die Arche Tecklenburg haben. Thomas Bastar
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