Lebensgemeinschaften für Menschen
mit und ohne geistige Behinderungen

"Herzlich willkommen, Elisa"

Am 20. November wurde Elisa Mauk, 23 Jahre alt, von der Mitgliederversammlung als neue Kassenwartin in den Vorstand der Arche Deutschland und Österreich gewählt. Im Interview berichtet sie über sich und ihre Arche-Erfahrungen

Liebe Elisa, herzlichen Glückwunsch zu Deiner Wahl in den Vorstand! Erzähle uns bitte, wie Du die Arche kennengelernt hast!
Elisa Mauk: Ich habe 2017 nach meinem Abitur nach einer Stelle für einen Freiwilligendienst im Ausland gesucht. Mein früherer Freund hat eine ältere Schwester mit Down-Syndrom. Ich habe mich immer gefreut, sie zu treffen. Daher konnte ich mir die Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung gut vorstellen und bin nach Kanada in die Arche Ottawa gegangen. Meine Erwartungshaltung war damals: Ich möchte etwas Gutes tun und Menschen helfen. Aber schon nach zwei Wochen in Ottawa habe ich gemerkt, eigentlich helfe ich hier gar nicht so viel, sondern vor allem wird mir geholfen: nämlich, wichtige Dinge im Leben zu erkennen. Dazu gehörte zum Beispiel, dass am gemeinsamen Essen immer alle teilnahmen, auch die Assistent/-innen, die gerade frei hatten, und dass immer so lange gewartet wurde, bis alle am Tisch saßen. Dieses Achtsam-Sein aufeinander stärkte unsere Gemeinschaft. Innerhalb kurzer Zeit wurde mir auch viel Verantwortung übertragen. So sollte ich schon nach drei Monaten eine neue Freiwillige einarbeiten.


Wie groß ist die Arche in Ottawa?

Elisa Mauk: Es gibt dort sechs Häuser, drei sind englischsprachig, drei französischsprachig. Und das Besondere war: obwohl ich mit einigen, die nur Französisch verstehen, nicht sprechen konnte, haben sich dennoch zum Teil ganz enge Bindungen entwickelt.

 

Arche-Erfahrungen, die begeistern


Was hat Dir an der Arche besonders gefallen?
Elisa Mauk: Ganz toll fand ich den Arche-Kreis, bei dem eine Kerze herumgereicht wird, zum Beispiel an einem Geburtstag oder zu Weihnachten. Dazu sagt jede und jeder im Kreis persönliche Wünsche. Auch zu meinem Abschied gab es eine solche Kerzenrunde. Das schafft viel Raum für gegenseitige Wertschätzung, was in meinem Alltag nicht so oft erlebe. Ich habe das auch in meiner Familie und im Freundeskreis schon eingeführt. Und toll fand ich auch die Gastfreundschaft in der Arche – in Ottawa und später als ich die Arche Tirol besuchte. Auch dort wurde ich mit offenen Armen empfangen. Und an meiner Zimmertür stand „Herzlich willkommen, Elisa“.


Was hast Du gemacht, als Du zurück nach Deutschland kamst?

Elisa Mauk: Ich habe in Berlin angefangen, zu studieren: „Public und Non-Profit-Management“. In meinen ersten Semesterferien bin ich gleich wieder für drei Wochen nach Kanada gereist, weil ich die Gemeinschaft vermisst habe. Wegen der Pandemie konnte ich in den vergangenen Jahren nicht hinreisen, aber ich habe mit zwei Bewohnerinnen über Facebook und Telefon weiter den Kontakt gehalten. Anfang 2020 habe ich die Arche Tirol besucht und dort für zwei Wochen mitgelebt. Zu dieser Zeit war gerade die Einführungsfeier für Sidonie Tomaschitz als neue Gemeinschaftsleiterin, und da habe ich auch viele Leute aus anderen Archen kennengelernt. Im Juni 2020 habe ich die Buchhaltungsaufgaben für die Arche Deutschland und Österreich übernommen. So konnte ich die Verbindung zur Arche mit in meinen Alltag nehmen.

 

Und jetzt Mitglied im Arche-Vorstand


Und dann kam die Anfrage zur Wahl für den Vorstand!
Elisa Mauk: Zuerst habe ich es mir gar nicht recht zugetraut, diese Verantwortung zu übernehmen. Aber nach Gesprächen mit der Vorsitzenden Ina Eggemann und der bisherigen Kassenwartin Andrea Rudolph konnte ich mir vorstellen, dieses Amt zu übernehmen. Ich habe die Zeit dafür und werde selbst viel dabei lernen. Zudem hatte ich in der Uni gerade eine spannende Veranstaltung zu den rechtlichen Fragen der Vereinsarbeit.

 

 


Was bedeutet Dir die Arche heute?
Elisa Mauk: Die Arche lebt vor allem in meinen wunderschönen Erinnerungen an Ottawa. Ich wünsche mir aber, demnächst häufiger Gemeinschaften besuchen zu können. Und ich finde den Auftrag der Arche gut. Wenn ich andere Menschen treffen, die auch mit der Arche zu tun haben, entsteht gleich ein Gemeinschaftsgefühl.

 

Auf dem Weg zum Christsein


Zum Schluss, was bedeutet Dir die Spiritualität in der Arche?
Elisa Mauk: Ich bin in meiner Familie atheistisch aufgewachsen, war dann aber in meiner Heimatstadt Neuruppin in Brandenburg auf einem evangelischen Gymnasium, wo ich Glauben und Spiritualität kennengelernt habe. In der Arche Ottawa gingen einige Arche-Mitglieder sonntags in die Kirche. Da bin ich gerne mitgegangen. Seit einiger Zeit besuche ich mit einer guten Freundin einen Bibelkreis. Ich würde mich heute noch nicht als Christin bezeichnen, aber ich bin auf dem Weg zum Glauben.     

Die Fragen stellte Thomas Bastar

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