Lebensgemeinschaften für Menschen
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Abschied von der Arche Tirol

Die Arche Tirol, die einzige Arche in Österreich, beendet zum Jahresende die Zusammenarbeit im Verein "Arche Deutschland und Österreich" und verlässt auch die Internationale Föderation der Arche-Gemeinschaften

Dass die Arche Tirol mit den drei deutschen Archen in einem Verein zusammengeschlossen ist, stellt in der Arche-Föderation ein Unikum dar. Seit der Ablösung der kontinentalen Zonenstruktur der Internationalen Arche durch eine Länderstruktur vor rund zehn Jahren bildet jedes Land, in dem es Arche-Gemeinschaften gibt, eine eigene Einheit. Insofern hätte die Absicht der Arche Tirol, den binationalen Verein Arche Deutschland und Österreich zu verlassen, nur eine Strukturbereinigung sein können. Allerdings war dies nicht der Grund für die Entscheidung der Arche Tirol zum Austritt aus dem Verein, sondern „ein unterschiedliches Verständnis von Verantwortung vor Ort, Subsidiarität, Partnerschaft und Leitung“, wie der Vorstand der Arche Tirol feststellt: „Wir fühlten uns in den Notwendigkeiten vor Ort nicht wahrgenommen.“

Der Abschied von der bisherigen Struktur hätte die Arche Tirol zu einer „einzelne Gemeinschaft“ innerhalb der Arche-Föderation gemacht. Doch es gab einen weiteren Konflikt: Die Internationale Arche beharrte – wie schon seit Jahren kommuniziert – auf der Ablösung der bisherigen Vereinsvorsitzenden der Arche Tirol, in Österreich Obfrau genannt. Petra Teißl hat dieses Amt schon mehr als 20 Jahre inne. Die Regeln der Internationalen Arche sehen vor, dass spätestens nach drei Mandaten, also rund 12 Jahren, ein Wechsel stattfinden muss. Der Vorschlag der Arche Tirol, dass die bisherige Obfrau mit ihrer Stellvertreterin im November 2023 die Rollen tauscht, erschien der Internationalen Arche nicht hinreichend. Die Begrenzung der Amtszeiten, die für alle gewählten Positionen in der Arche gilt, basiert auf langjährigen Erfahrungen und soll neuen Verantwortlichen den Freiraum schaffen, ohne Beeinflussung durch Amtsvorgänger/-innen wirken zu können. Anfang November erklärte der Vorstand der Arche Tirol daraufhin den Austritt auch aus der Internationalen Arche. „Letztlich ging es darum, welchen Einfluss die übergeordneten Strukturen auf die lokale Gemeinschaft haben dürfen“, sagt Claus Michel, Leiter der Arche Deutschland und Österreich. Dass die Arche Tirol am Ende nicht bereit war, im Dialog mit der Internationalen Arche eine Lösung zu suchen und dass bei der Entscheidung, die Föderation zu verlassen, die Gemeinschaftsmitglieder nicht eingebunden waren, bedauert er besonders.

„Vielleicht ist es auch gut, dass nun manche Spannungsfelder wegfallen“, meint Sidonie Tomaschitz, die Gemeinschaftsleiterin der Arche Tirol, zu der Entscheidung ihres Vereinsvorstands. Aber so ganz ließen sich die Folgen des harten Schnitts noch nicht einordnen. „Dieser Schritt bedeutet für uns sicher in einigen Bereichen eine zeitliche Entlastung. Aber manche, die gern an den gemeinsamen Treffen teilgenommen haben, finden es auch bedauerlich“, hat die Tiroler Arche-Leiterin wahrgenommen. Dass manche Kontaktmöglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner, etwa bei Begegnungstagen, Besinnungstagen und den Online-Austauschtreffen erhalten bleiben sollen, freut sie sehr. Andere Treffen, etwa von Assistentinnen und Assistenten, werden wegfallen. Sidonie Tomaschitz resümiert: „Ich hoffe, dass uns die Frage nach der Struktur nicht trennt, sondern die Beziehungen untereinander bleiben und uns Begegnungen weiter verbinden.“

Für den Zusammenschluss der deutschen Archen bedeutet der Austritt der Arche Tirol nicht nur eine Neustrukturierung, sondern auch eine finanzielle Einbuße. Denn der gemeinsame Verein wird außer durch Spenden durch die Beiträge der Gemeinschaften finanziert. Daher musste der Arbeitsumfang des Leiters um 20 Prozent gekürzt werden. Auch andere Einsparungen hat der Vorstand beschlossen. Und viele Veröffentlichungen sind umzustellen: von „Arche Deutschland und Österreich“ auf „Arche Deutschland“.

Gruppe aus der Arche Tirol
Werkstatt der Arche Tirol
Gebäude der Arche Tirol in Steinach
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