Lebensgemeinschaften für Menschen
mit und ohne geistige Behinderungen

Die Missbrauchstaten von Jean Vanier und P. Thomas Philippe

Der sexuelle und geistliche Missbrauch durch den Arche-Gründer und seinen geistlichen Mentor hat uns schwer erschüttert

Seit 2014 hat die Arche durch Aussagen betroffener Frauen Kenntnis davon, dass sich der Dominikanerpater P. Thomas Philippe, der Jean Vanier 1964 zur Gründung der Arche ermutigt hat und sein langjähriger geistlicher Begleiter war, sexueller Übergriffe schuldig gemacht hat. Die Arche hat daraufhin eine kirchliche Untersuchung angeregt, in deren Rahmen sich insgesamt 14 Frauen gemeldet haben, die von P. Thomas Philippe sexuell misshandelt wurden.

Die Internationale Arche hat die Ergebnisse der kirchlichen Untersuchung im Juni 2015 veröffentlicht und dazu erklärt: „Die Arche verurteilt den sexuellen Missbrauch durch P. Thomas Philippe gegenüber erwachsenen Frauen aufs Schärfste. Wir sind uns der schwerwiegenden Folgen bewusst, die diese Taten für das Leben ihrer Opfer hatten.“

Nachdem die Internationale Arche in den folgenden Jahren auch zwei vergleichbare Anschuldigungen gegen Jean Vanier erhalten hat, gab sie im Jahr 2019 eine unabhängige Untersuchung in Auftrag, um diese Anschuldigungen und die Rolle von Jean Vanier im Umfeld von P. Thomas Philippe aufzuklären.

 

Erschreckende Enthüllungen

Im Februar 2020 hat die Internationale Arche die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlicht. Diese haben uns schwer erschüttert. Die Auswertung der Quellen und die Zeugenaussagen belegen, dass der Arche-Gründer Jean Vanier nicht nur früh von den Missbrauchstaten seines geistlichen Mentors gegenüber erwachsenen Frauen wusste, sondern dass er auch selbst im Rahmen geistlicher Begleitung gegenüber Frauen sexuelle Übergriffe begangen hat. Bei den betroffenen Frauen handelt es nicht um Personen mit Behinderung. Die Detailergebnisse der Untersuchung sind hier nachzulesen. Eine deutsche Übersetzung des Briefes der Internationalen Leiter Stephan Posner und Stacy Cates-Carney mit einer Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse ist hier zu finden. Sehr informativ ist auch das Interview des französischen Fernsehsenders KTO mit Stephan Posner, der die Ergebnisse der Untersuchung schildert und Hintergründe sowie mögliche Folgen reflektiert (in Französisch mit englischen Untertiteln). P. Thomas Philippe ist 1993 verstorben, Jean Vanier im Jahr 2019.

Die Internationale Arche beauftragte im Anschluss an die Enthüllungen eine unabhängigige Studienkommission zu untersuchen, wodurch die Missbrauchsfälle in der Arche begünstigt wurden. Zudem sollte sie die Gründungsgeschichte der Arche auf dem Hintergrund der Enthüllungen neu beleuchten. Im Januar 2023 legte die Studienkommission ihre Ergebnisse vor.

Wir verurteilen die Taten von Jean Vanier und P. Thomas Philippe. Sie sind mit den Grundsätzen und Werten der Arche, wie wir sie leben, unvereinbar. Wir wünschen uns und laden ein, dass alle, die der Arche verbunden sind, uns dabei unterstützen, die richtigen Folgerungen aus diesen schockierenden Erkenntnissen zu ziehen. Unser Mitgefühl gilt den Opfern von Jean Vanier und P. Thomas Philippe. Dabei würdigen wir den Mut der Frauen, die sich zu Wort gemeldet haben. Jean Vanier und Pater Thomas Philippe waren Personen, denen seinerzeit viele Menschen aus der Arche vertraut haben.

 

Prävention zum Schutz vor Missbrauch

Seit 2020 arbeitet die Arche in allen ihren Gemeinschaften daran, die Regeln zur Prävention von sexuellem Missbrauch zu verschärfen. Inzwischen wurde ein für alle Arche-Gemeinschaften weltweit geltender Referenzrahmen eingeführt, wie mit Missbrauch jeglicher Art umzugehen ist und wie Arche-Mitglieder dagegen geschützt werden können. Die Internationale Arche hat darüber hinaus eine Meldestelle eingerichtet, die mit der Untersuchung der ihr vorgelegten Fälle beauftragt ist. Diese Stelle setzt sich aus Personen zusammen, die nicht der Arche angehören oder innerhalb der Arche keine operative Verantwortung tragen. Als Zeichen der Anerkennung ihrer Verantwortung für den Missbrauch durch Thomas Philippe und Jean Vanier tritt die Arche zudem der „Kommission für Anerkennung und Wiedergutmachung“ bei, die in Frankreich von der katholischen Kirche eingerichtet wurde und befugt ist, Anträge auf Wiedergutmachung für Missbrauch durch Kleriker oder Laien entgegenzunehmen.

 

Angebot zum Gespräch

Wenn Sie an einem Austausch über die Erkenntnisse über Jean Vanier und P. Thomas Philippe interessiert sind, wenden Sie sich bitte an Claus Michel, den Leiter der Arche Deutschland.

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