Lebensgemeinschaften für Menschen
mit und ohne geistige Behinderungen

Das Katimavic in Süddeutschland

In Süddeutschland gibt es das Katimavic bereits seit 1987. Es fand seither in verschiedenen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, wie in Stetten, Haslachmühle und Ursberg durchschnittlich alle 2 Jahre statt. Die Veranstaltung steht unter einem Thema, das die rund 150 Teilnehmer über drei Tage hinweg begleitet, so etwa „In der Mitte der Nacht“, „Wenn die Wüste blüht“ oder „Miteinander auf dem Weg“.

Auch wenn die Mehrzahl der Teilnehmer aus dem süddeutschen Raum stammt, kommen andere bisweilen von sehr viel weiter her, auch aus dem Ausland: aus der Schweiz, aus Österreich, Frankreich oder Polen. Verschiedene Formen von Gottesdiensten und Feiern unterstreichen den ökumenischen Charakter: In den Botschaften erzählen uns Menschen von ihrem Leben und Glauben. Auf eine Versöhnungsfeier folgt eine Gebetsnacht, der folgende Gottesdienst mündet in ein großes Fest mit Tanz und Musik, und der Schlussgottesdienst schenkt Kraft, um in den Alltag zurückzukehren und den Weg mit neuem Mut fortzusetzen.

Daneben gehört auch der Austausch in Kleingruppen zur bewährten Struktur. Das Katimavic möchte Zeichen der Einheit, der Treue und der Versöhnung sein. Begleitet werden die Tage von einem katholischen und einem evangelischen Geistlichen. Geplant und vorbereitet wird das süddeutsche Katimavic von etwa 10-15 Personen, die am Katimavic selbst von ca. 20 bis 30 Personen, den Anawim, welche die Kleingruppen anleiten, unterstützt werden.

Jede Kleingruppe besteht aus 10–12 Personen, zwischen einem Drittel und der Hälfte davon sind Menschen mit einer Behinderung. Den Kleingruppen kommt die wichtige Aufgabe zu, so etwas wie eine "Heimatbasis" zu sein, da sich ansonsten manche in der großen Menge von 100–150 Personen etwas verloren vorkämen. Wer alles zu einer Kleingruppe gehört, erkennt man am gleichen Namensschildchen. Damit das Katimavic wirklich ein Ort der Begegnung werden kann, ist die Kleingruppe ein wichtiges Mittel.

Die Kleingruppe bietet den Raum, ein paar Menschen näher kennen zu lernen, etwas über ihr Leben, ihre Vorlieben, ihre Träume und auch ihre Schwierigkeiten zu erfahren. Sie ist das Bindeglied zur großen Gruppe, der Raum, wo jeder seine Geschichte und das was ihn bewegt zum Ausdruck bringen kann. Die Leitung der Kleingruppe liegt in den Händen von jeweils zwei Personen, die beim Katimavic Anawim genannt werden. Dieser Begriff stammt aus dem Hebräischen und hat folgenden Hintergrund: "Wie in vielen Kulturen und zu allen Zeiten verachteten die Reichen und die Gebildeten (zur Zeit Jesu, ...) die soziale Unterschicht. ... andere achteten sie und sahen sie als die "anawim" an, als die Armen des Herrn. ...viele Juden aber glaubten an Jahwe, den Gott Israels, beteten inständig die Psalmen, lasen die Thora und setzten unaufhörlich ihre Hoffnung auf Jahwe. Das waren die "anawim", die Armen des Herrn." *

Schon die Bezeichnung "anawim" macht deutlich, dass es nicht auf geschickte Gruppendynamik, sondern auf menschlichen Austausch in Schlichtheit und Einfachheit ankommt.“ ** Die Anawim sind gewissermaßen die Hirten der Kleingruppen. Sie sind dafür verantwortlich, die Zeit zu strukturieren, den Anfangs- und Schlusspunkt zu setzen.

Eine wichtige Aufgabe ist es, nicht für die Gruppe etwas zu machen, sondern mit der Gruppe zu sein und durch Hinhören zu erspüren, was der Gruppe jetzt gut tut, und sei es "nur" ein Spaziergang. Bei der Auswahl der Aktivitäten gilt es zu berücksichtigen, dass vielleicht nicht alle, die kommen, lesen können, dass manche feinmotorische Schwierigkeiten haben bzw. nicht laufen können oder andere wiederum nicht hören bzw. nicht sprechen können. So können dann die Anawim etwas auswählen, bei dessen Durchführung all diese Fertigkeiten keine Rolle spielen oder bei dem mehrere Alternativen möglich sind. Zum Beispiel: Schneiden oder Reißen von Seidenpapier zum Bekleben eines Windlichtes bzw. Malen mit Pinsel oder Stempeldruck beim Verzieren einer Tischdecke u.v.a.

Beim Miteinandertun finden oft viel tiefere Begegnungen statt als beim Reden über etwas. Die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Menschen leichter ins Gespräch kommen bei einem Spaziergang, beim Malen oder Basteln, als bei einer Austauschrunde in einem Stuhlkreis.

*     Vanier, Jean: "Jesus - Geschenkte Liebe",  1994 , S. 23-25

**   Gehring, Hugo: "Das Katimavic – Ein Aperitif zum himmlichen Fest" in der Zeitschrift "entschluß" Heft 7 +8/1995, S. 40 

Jahr

Einrichtung/Tagungshaus

Thema

2022

Jugendbildungsstätte Babenhausen

Auf dem Weg

2018  

Jugendbildungsstätte Babenhausen

Geschenke des Lebens

2016    

Exerzitienhaus Leitershofen

Wenn viele gemeinsam träumen

2014             

Kloster Roggenburg

Gottes bunter Garten

2012      

Karlshöhe Ludwigsburg 

Lebendiges Wasser

2010     

Die Zieglerschen-Haslachmühle 

Wenn Gott eine Tür öffnet

2008         

Violau

Begegnung verwandelt

2006                         

Karlshöhe Ludwigsburg   

Weil du Ihm wertvoll bist

2003           

Dominikus-Ringeisen-Werk Ursberg

In der Mitte der Nacht

1999              

Die Zieglerschen-Haslachmühle  

Unterwegs im Vertrauen

1997                    

Stiftung Liebenau Hegenberg

Wenn die Wüste blüht

1995           

Dominikus-Ringeisen-Werk Ursberg

Miteinander auf dem Weg

1993                

 Die Zieglerschen-Haslachmühle

Komm ich will dein Freund sein

1991                              

Diakonie Stetten   

Sieh mich an

1989                       

Heggbacher Einrichtungen

Wege der Versöhnung gehen

1988                                     

Diakonie Stetten

Schritte wagen

1987

Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall

Steh auf!

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Christof Lotthammer

Telefon: 0151 1099 8190
E-Mail: c.lotthammerwebde

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